Bisher konnten Tablets mit Windows 8 als Betriebssystem nur einen kleinen Anteil am wachsenden Tablet-Markt erobern. Denn die Windows-Tablets mit Intel-Core-Prozessoren sind zwar schnell und vielseitig, aber auch vergleichsweise groß und vor allem teuer. Die etwas günstigeren Geräte mit Intel-Atom-Prozessoren litten bisher unter der eher mageren Leistung der Clover-Trail-Generation, speziell bei der 3D-Leistung.
Und auch hier fehlte es an günstigen und kompakten Tablets: Mit acht Zoll Display-Diagonale existierte nur das Iconia W3 von Acer mit einem eher langsamen Atom Z2760 und einem mittelmäßigen Display. Diese Faktoren konnte der Vorteil, auch herkömmliche Windows-Applikationen nativ auf dem Tablet auszuführen, nicht wettmachen.
Die neue 8-Zoll-Generation
Mit den aktuellen 8-Zoll-Geräten kommt nun eine neue Generation kompakter und preisgünstiger Windows-Tablets auf den Markt, die das Zeug dazu haben, diesen Trend zu drehen. Denn mit Preisen von 250 Euro aufwärts liegen die neuen 8-Zoll-Windows-Tablets in einem ähnlichen Preisbereich wie vergleichbar ausgestattete Android-Tablets im 7-Zoll-Format. Außerdem sind die Geräte deutlich günstiger als das Apple iPad Mini mit Retina-Display.
Als Prozessor kommt bei den 8-Zöllern mit Windows 8.1 grundsätzlich ein Atom aus der neuen Bay-Trail-T-Familie mit vier Cores und integrierter Intel-HD-Grafikeinheit zum Einsatz. Die Basis für die Bay-Trail-T-CPUs ist die neue Silvermont-Mikroarchitektur mit Out-of-Order-Befehlsverarbeitung, die auch in Atom-Prozessoren für Server zum Einsatz kommt. Im Gegensatz zu den bisherigen Atoms mit In-Order-Design können die Silvermont-Prozessoren Instruktionen für eine optimale Verarbeitung umsortieren und so eine deutlich höhere Performance pro Takt liefern. Dafür sind zwar zusätzliche Transistoren notwendig, aber Intel ist bei den neuen Atoms auf das 22-Nanometer-Herstellungsverfahren der aktuellen Core-Prozessoren der vierten Generation (Haswell) umgestiegen, die bisherigen Atoms wurden in einem 32-Nanometer-Prozess hergestellt.
Deutlich wird der Leistungsschub beispielsweise bei der Rendering-Applikation Cinebench R11.5: Hier kommt ein neuer Atom Z3770 mit vier Kernen auf 1,47 Punkte, ein älterer Atom Z2760 mit zwei Cores und Hyper-Threading erzielt gerade einmal 0,56 Punkte. Die Systemleistung gemessen mit Futuremark PCMark 7 liegt mit etwa 2400 bis 2500 Punkten auf dem Niveau von Notebooks der 450-Euro-Klasse mit Core-i3-Prozessor und herkömmlicher Festplatte, die Tablets nutzen eMMC-Flash als Massenspeicher.
Für den Business-Einsatz weniger wichtig, aber interessant gerade für Geräte die auch privat genutzt werden, ist die 3D-Leistung der neuen Windows-Tablets. Mit mehr als 16.000 Punkten im 3DMark Ice Storm Unlimited sind die Bay-Trail-T-Tablets etwa genauso schnell wie ein Amazon Kindle Fire HDX mit dem Snapdragon 800 von Qualcomm, einem der schnellsten ARM-Prozessoren auf dem Markt.
Schnell genug für praktisch alle Windows-Anwendungen
Damit sind die neuen 8-Zöller auch schnell genug, um praktisch alle herkömmlichen Windows-Programme flüssig auszuführen, die üblicherweise auf Mobilrechnern verwendet werden. Die einzigen Einschränkungen sind der mit zwei GByte etwas kleiner dimensionierte Arbeitsspeicher und der Umstand, dass die Tablets derzeit alle mit Windows 8.1 in der 32-Bit-Version ausgeliefert werden. Allerdings gibt es auch schon Ankündigungen erster Atom-Tablets mit 64-Bit-Windows, wie HPs 10,1-Zoll-Modell ElitePad 1000 G2 und ProPad 600 G1.
Sicherheits- und Verwaltungsfunktionen in den Windows-8.1-Tablets
Ein großer Vorteil von Windows 8.1 gegenüber iOS ist die Benutzerverwaltung, mit der auch ohne zusätzliche Software getrennte Benutzer für die private Nutzung und für Firmenanwendungen eingerichtet werden können. Android bietet ab Version 4.2.2 allerdings auch mehrere Benutzer auf dem Tablet.
Ein weiterer Vorteil von Windows 8.1 ist die Verschlüsselung des Massenspeichers. Alle 8-Zoll-Windows-Tablets auf Bay-Trail-T-Basis sind mit einem TPM ausgestattet. Auch mit der normalen Version von Windows 8.1 ist bereits eine Verschlüsselung des Massenspeichers integriert. Sie ist allerdings an das Microsoft-Konto des Nutzers gebunden. Für eine durch die Firma verwaltete Bitlocker-Verschlüsselung muss Windows 8.1 Pro auf dem Tablet installiert sein.
Diese Windows-Version ist im Prinzip auch notwendig, wenn die Windows-Tablets einer Domäne beitreten sollen. Allerdings hat Microsoft mit Windows 8.1 eine neue Funktion eingeführt, die sich "Workplace Join" oder auf deutsch "Arbeitsplatz" nennt. Mit ihr wird auch für private Geräte ohne Pro-Version von Windows 8.1 eine Geräteidentifizierung gegenüber der Domäne möglich. Damit hat ein IT-Administrator auch die Möglichkeit, in gewissem Umfang Gruppenrichtlinien auf dem Tablet anzuwenden. Ergänzt wird die Funktion durch die "Work Folders" oder "Arbeitsordner", konfigurierbare Ordner, die mit dem Firmenserver automatisch synchronisiert werden.
Allerdings arbeiten diese neuen Funktionen von Windows 8.1 nur mit Windows Server 2012 R2 zusammen; auf dem Server muss zudem der Active Directory Federation Service 3.0 aktiv sein. Auf jeden Fall sollte man in den Einstellungen für SkyDrive (jetzt OneDrive) unter dem Punkt "Datenspeicher" den Cloud-Speicher als Standardspeicherort für Dokumente deaktivieren.
8-Zoll-Tablets mit Windows 8.1: Die Geräte
Inzwischen gibt es 8-Zoll-Windows-Tablets von einer ganzen Reihe von Herstellern zu Preisen von 250 Euro für das Dell Venue 8 Pro und 600 Euro für das allerdings mit Full-HD-Screen und 128 GByte Flash ausgestattete Lenovo ThinkPad 8. Wir haben uns diese Geräte und zudem die Tablets von Acer, Asus und Toshiba angesehen und ausprobiert. Bei allen Geräten ist Microsoft Office 2013 Home und Student vorinstalliert und muss nur aktiviert werden. Für den Firmeneinsatz ist diese Version allerdings nicht zugelassen.
Acer Iconia W4
Nach dem eher missglückten Start mit dem Iconia W3 bringt Acer nun mit dem Iconia W4 ein neues 8-Zoll-Windows-Tablet mit Bay-Trail-T-Prozessor und einem ordentlichen IPS-Panel auf den Markt. Als Prozessor dient der Intel Atom Z3740 mit 1,33 GHz Taktfrequenz und maximal 1,86 GHz beim Turbo-Boost. In der Basisversion W4-820P mit Windows 8.1 und 32 GByte-Flash kostet das Gerät knapp 300 Euro, für den Firmeneinsatz biete sich aber eher die Version mit Windows 8.1 Pro und 64 GByte Flash an, die etwa 450 Euro kostet. Daneben gibt es die Acer-Tablets auch mit zusätzlichem 3G-Modul für einen mobilen Internetzugang, der Aufpreis liegt bei etwa 70 Euro.
Acer hat das Iconia W4 in ein glattes Kunststoffgehäuse mit Aluminium-Optik gehüllt, in der Rückseite des mit 1,1 Zentimetern relativ dicken Gehäuses sitzt eine passable 5-MP-Kamera, die allerdings ohne Blitz auskommen muss. In der Front ist eine 2-MP-Kamera für Videokonferenzen integriert. Der 8-Zoll-Touchscreen im Iconia W4 liefert 1280 x 800 Bildpunkte, das verwendete IPS-Panel sorgt für stabile Farben auch bei seitlichen Blickwinkeln.
Die Schnittstellen, Schalter und auch die beiden Lautsprecher sind in einer umlaufenden Metallleiste eingelassen. Die Lautsprecher sitzen in der unteren Schmalseite des Tablets und sind daher für den Portrait-Modus des Geräts optimiert, den allerdings längst noch nicht alle Windows-8-Apps unterstützen. Auch beim Toshiba Encore und beim Lenovo ThinkPad 8 findet man diese Lautsprecheranordnung. An Schnittstellen stehen eine Micro-USB-Buchse (USB 2.0), die auch zum Laden des W4 verwendet wird, und ein Micro-HDMI-Anschluss für einen externen Monitor oder einen Beamer bereit. Der Einschub für Micro-SD-Karten ist beim Acer nicht abgedeckt. Der WLAN-Controller von Broadcom unterstützt 802.11n auf dem 2,4- und dem 5-GHz-Frequenzband und zudem Bluetooth 4.0. Miracast beherrscht das W4 nicht und auch ein GPS-Empfänger ist nicht an Bord.
Asus VivoTab Note 8
Die Besonderheit beim Asus VivoTab Note 8 ist der integrierte Wacom-Digitizer, der aus dem 8-Zoll-Tablet einen digitalen Notizblock macht. Trotzdem kostet das Asus-Tablet mit 64 GByte Flash und Windows 8.1 nur knapp 350 Euro. Der druckempfindliche Stift wird per Induktion mit Strom versorgt und kommt so ohne Batterie aus. Der Stift ist zwar recht dünn, liegt aber immer noch passabel in der Hand.
Das Display mit IPS-Panel stellt wie beim Acer 1280 x 800 Bildpunkte dar, als Prozessor kommt ebenfalls der Atom Z3740 zum Einsatz. An Schnittstellen stellt das Asus-Tablet nur eine Micro-USB-Buchse und einen Micro-SD-Einschub bereit, ein externes Display kann nur drahtlos via Miracast angesprochen werden. Die Frontkamera besitzt beim VivoTab Note 8 nur einen 1,2-MP-Sensor, die Rückkamera wie beim Acer einen 5-MP-Sensor, ebenfalls ohne Blitz.
Einen GPS-Empfänger hat Asus dagegen eingebaut. Praktisch ist, dass die beiden Lautsprecher auf der Rückseite des Geräts so angeordnet sind, dass man den Stereoeffekt bekommt, wenn man das Gerät im Querformat nutzt. Unpraktisch ist dagegen die seitlich angeordnete und nicht markierte Windows-Taste.
Dell Venue 8 Pro
Mit einem Einstiegspreis von knapp 250 Euro ist das Venue 8 Pro von Dell das derzeit günstigste Windows-Tablet auf dem Markt. Allerdings ist dieser Version nur mit 32 GByte Flash ausgestattet, die 64-GByte-Version kostet 80 Euro mehr. Windows 8.1 Pro steht als Betriebssystem nicht zur Wahl, dafür gibt es gegen 30 Euro Aufpreis einen aktiven Stift für den im 8-Zoll-Touchscreen integrierten Synaptics-Digitizer.
Das neun Millimeter schlanke Venue 8 Pro liegt durch die geriffelte und gummierte Rückwand des Gehäuses gut in der Hand, etwas ungewohnt ist die Position der Windows-Taste auf der oberen Schmalseite des Gehäuses. Das IPS-Panel liefert die üblichen 1280 x 800 Pixel mit guter Qualität. Eine Micro-HDMI-Buchse stellt das Venue 8 Pro nicht bereit, unterstützt aber Miracast, GPS fehlt. Der Dualband-WLAN-Controller von Dell hat auch Bluetooth 4.0 integriert. Zwei Kameras gehören beim Venue 8 Pro ebenfalls zur Ausstattung, allerdings gibt es nur einen Mono-Lautsprecher.
Lenovo ThinkPad 8
Das ThinkPad 8 von Lenovo ist mit einem Einstiegspreis von 430 Euro etwas teurer als die anderen 8-Zoll-Tablets, dafür bekommt man aber bereits in der Basisversion 64 GByte Flash als Massenspeicher und vor allem ein 8,3-Zoll-Display mit einer deutlich höheren Auflösung von 1920 x 1200 Bildpunkten. Der leuchtstarke Touchscreen basiert ebenfalls auf einem hochwertigen IPS-Panel. Alternativ bekommt man das ThinkPad 8 auch mit 128 GByte Flash und Windows 8.1 Pro, dann kostet das neun Millimeter flache Tablet knapp 600 Euro. Optional gibt es die Geräte auch mit LTE.
Als Prozessor dient im ThinkPad 8 ein etwas schnellerer Intel Atom Z3770 mit 1,46 GHz Taktfrequenz und maximal 2,39 GHz beim Turbo-Boost. Der Arbeitsspeicher ist aber mit zwei GByte auch nicht größer dimensioniert als bei den anderen vier Windows-Tablets mit Bay-Trail-T-Prozessor.
Eine weitere Besonderheit des ThinkPad ist die USB-3.0-Buchse, die zu Micro-USB-2.0 kompatibel ist. Zusätzlich sind noch eine Micro-HDMI-Buchse und der obligatorische SD-Card-Einschub vorhanden, hier ebenso wie beim Dell durch eine Kunststoffabdeckung geschützt. Die rückseitige Kamera wartet beim ThinkPad 8 sogar mit einem 8-MP-Sensor und einem LED-Blitz auf.
Toshiba Encore
Das Toshiba Encore gehört mit einem Gewicht von 445 Gramm zu den fülligeren Vertretern der neuen 8-Zoll-Windows-Tablets. Dafür liegt das silbrige Kunststoffgehäuse mit seiner geriffelten Rückseite gut in der Hand. Mit einem Preis von etwa 280 Euro für die 32-GByte-Variante liegt es zwischen dem Dell Venue 8 Pro und dem Acer Iconia W4. Mit 64 GByte Flash kostet das Encore 350 Euro.
Das Toshiba-Tablet zieht bei der Schnittstellenausstattung mit dem etwas teureren Acer gleich und verfügt sogar noch über einen GPS-Empfänger. Als Prozessor nutzt Toshiba den Atom Z3740, der 8-Zoll-Touchscreen liefert eine Auflösung von 1280 x 800 Bildpunkten. Toshiba nutzt statt eines IPS- ein HFFS-Panel, die Abkürzung steht für "High Performance Field Fringe Switching". Die Blickwinkel sind ebenso gut wie bei den Tablets mit IPS-Panel, die maximale Helligkeit etwas geringer. Die rückseitige Kamera wartet wie beim Lenovo mit einem 8-MP-Sensor aus, allerdings muss sie ohne Blitz auskommen.
Die 8-Zoll-Tablets in der Praxis
In der Praxis lassen sich die 8-Zoll-Tablets mit Windows 8.1 flüssig bedienen. Die Kacheloberfläche und die Kachel-Apps sind sowieso für die Touchbedienung gemacht, mittlerweile gibt es zunehmend Business-Applikationen wie CRM-Frontends von Microsoft, Sage oder SAP.
Aber auch die Bedienung des traditionellen Windows-Desktops funktioniert auf den 8-Zöllern mit Touch erstaunlich gut, nachdem man die Skalierungsstufe für die Anzeige auf 125 Prozent gebracht hat. Bei dem Lenovo ThinkPad 8 mit seinem Full-HD-Display empfanden wir die 150-Prozent-Skalierung als optimal, auch 200 Prozent sind möglich. Für 10-Finger-Schreiber ist eine Onscreen-Tastatur auf einem 8-Zoll-Display schlicht zu klein, für kürzere Texte, Ergänzungen oder Korrekturen reicht sie vollkommen aus. Für längere Texte kann man ja immer noch eine externen Bluetooth-Tastatur einsetzten.
Ein riesiger Vorteil gegenüber Tablets mit Android, iOS aber auch Windows RT ist, dass man auf den Windows-8.1-Tablets ein vollwertiges und lokal installiertes Microsoft Office oder eine andere der großen Office-Suiten nutzen kann - und zwar mit allen Formatvorlagen und Makros. Ein weiteres Plus ist der problemlose Zugriff auf ein lokales Netzwerk mit allen angeschlossenen Druckern, ohne dass man erst nach einer passenden App suchen muss. Von Unterwegs kann man mit seinen gewohnten Windows-Programmen via VPN auf Firmendaten zugreifen, statt sich mit eingeschränkten Webclients oder Remote-Desktop-Lösungen zufrieden geben zu müssen.
Die Laufzeit der 8-Zoll-Windows-Tablets lässt in der Praxis auch wenig Wünsche offen: Bei normaler Arbeit sind etwa 10 Stunden realistisch, mehr bringen vergleichbare Tablets mit anderen Betriebssystemen auch nicht. (cvi)