Das Rechenzentrum soll verlässlich liefern, mehr muss es ja gar nicht leisten - diese Zeiten sind vorbei, behauptet der US-Marktforscher Gartner. Galten für ein Data Center bisher nur die Anforderungen, möglichst kostengünstig und dabei so sicher wie möglich zu arbeiten, so kommt nun eine neue Dimension hinzu: Agilität. Der Wunsch von Unternehmen, schnell auf Marktveränderungen zu reagieren, erstreckt sich künftig auch auf das Rechenzentrum.
In der Studie "Eight critical forces that will shape enterprise data center strategies for the next five years" sagt Analyst Rakesh Kumar voraus, dass IT-Entscheider binnen fünf Jahren gezwungen sein werden, ihre Data Center-Strategie neu zu überdenken. Laut Kumar sollten sie sich dabei an folgenden acht Punkten orientieren:
1. Neue Entwicklungen wie In-Memory und Energie-Effizienz aufgreifen
In puncto Rechenzentrum kommen CIOs an modernen Technologien wie In-Memory und energieeffizienten Servern nicht vorbei. In-Memory wird sich binnen zwei bis fünf Jahren stärker durchsetzen, sagt Kumar. Energiesparende Technologien sind schon deswegen gern gesehen, weil sie den Stromverbrauch und damit die Kosten senken.
2. Das Delivery-Modell überdenken
Die Trennlinien zwischen Managed Hosting, Rechenzentrums-Outsourcing und Infrastruktur-Management per Fernzugriff lösen sich zusehends auf, erklärt der Gartner-Analyst. IT-Entscheider müssen überlegen, welches Delivery-Modell zu ihrem Unternehmen passt. Dabei verschiebt sich der Blick: Ging es vormals um die Kapitalkosten, stehen jetzt die Betriebskosten im Vordergrund.
3. Die Geschäftsprozesse verstehen
Ein gut geführtes Rechenzentrum setzt die ständige Beobachtung der Endanwender voraus. Was genau diese tun und für ihre Arbeit brauchen, muss erfasst und dokumentiert werden. Letztlich geht es also um die Geschäftsprozesse und die Möglichkeit, sich ihren Veränderungen anzupassen. Dahinter steckt wiederum die Forderung nach Agilität.
4. Disaster Recovery und Business Continuity stärker gewichten
Mit Blick auf "sozioökonomische Turbulenzen", wie Kumar sagt, sollten CIOs die Punkte Disaster Recovery und Business Continuity stärker gewichten. Diese seien keine Extra-Projekte "nur für den Fall der Fälle". Sie müssen fester Bestandteil jeder Data Center-Strategie sein.
5. Wachsende Kapazitäten bewältigen
Storage, Server, Netzwerk - alle Komponenten verfügen über immer mehr Kapazitäten. Das muss bei einer Rechenzentrums-Strategie berücksichtigt werden. Gartner erwartet, dass die Rolle eines Daten-Ingenieurs an Bedeutung gewinnt, um die Menge an Daten zu bewältigen.
6. Auf Änderungen bei Betriebssystem und Anwendungen vorbereiten
Manche IT-Chefs migrieren auf ein neues Betriebssystem, andere entscheiden sich für neue Applikationen. Solche Veränderungen dürfen den Betrieb des Rechenzentrums nicht lahmlegen.
7. Konsolidierung als Daueraufgabe
Kumar rät CIOs, Data Center-Konsolidierung nicht mehr als singuläre Kraftanstrengung zu verstehen. Vielmehr steht die Forderung nach Konsolidierung und Rationalisierung ständig im Raum. Unkompliziert wird das nicht, warnt der Analyst. Das Schließen eines Standortes kann zum unternehmensweiten Politikum geraten.
8. Anlagen modernisieren
Aus den vorhergehenden Punkten folgt, dass die Anlagen im Rechenzentrum modernisiert werden müssen. Anders sind die wachsenden Aufgaben nicht zu schaffen.
Gartner plädiert für einen "holistischen Blick" auf dieses Thema. Dabei können die acht genannten Punkte nur als Modell dienen, so Kumar. Glaubt man ihm, ist vielen IT-Entscheidern bislang nicht klar, wie stark sich Rolle und Bedeutung des Rechenzentrums in den kommenden Jahren verändern werden. Doch ohne Strategie gerate das Data Center zum Kostenfresser. (rb)