Einzelne Konnektoren statt Integrationsstrategie, versteckte Kosten: Der Folgeaufwand von Cloud Computing ist laut Anbieter Talend oft höher, als CIOs vermuten.
Einzelne Konnektoren statt Integrationsstrategie, versteckte Kosten: Der Folgeaufwand von Cloud Computing ist laut Anbieter Talend oft höher, als CIOs vermuten. von Andreas Schaffry Cloud Computing, ob als Infrastructure-as-a-Service (IaaS), Platform-as-a-Service (PaaS) oder Software as-a-Service (SaaS), wird die Unternehmens-IT nachhaltig verändern. Jeder IT-Verantwortliche muss sich damit ernsthaft auseinandersetzen.
Cloud-Lösungen steigern Integrationsbedarf
Firmen, die bestehende On-Premise-Installationen um Cloud-basierte Lösungen ergänzen, haben jedoch einen immensen Integrationsbedarf. Die Anzahl voneinander getrennter IT-Systeme steigt. Dadurch multiplizieren sich die Integrationspunkte. Es entstehen hybride IT-Umgebungen aus private und public Clouds, On-Premise-Komponenten und SaaS, die IT-Landschaft wird heterogener. Bei der Einbindung der verschiedenen Lösungen und Technologien können CIOs viel falsch machen. Talend, ein US-Anbieter von Open-Source-Middleware, hat die sechs größten Irrtümer und Fehleinschätzungen bei der Cloud-Integration in einem Whitepaper zusammengestellt.
Fehler eins: Die Cloud-Integration bleibt punktuell
Die meisten Cloud-Anbieter stellen für die Einbindung ihrer Cloud-Produkte in On-Premise- oder Cloud-basierte Anwendungen und Datenbanken freie oder kostengünstige Konnektoren zur Verfügung. Damit lösen CIOs zwar kurzfristig ein spezifisches Problem, gleichwohl sind diese kein Ersatz für eine umfassende Integrationsstrategie.
Im Gegenteil: Eine solche Punkt-zu-Punkt-Integration erhöht die Komplexität der IT-Landschaft und erschwert deren Management. Darüber hinaus sind mit einer Teilintegration Kompromisse im Hinblick auf Modellierung, Design, Orchestrierung und Metadaten verbunden.
Zehn IT-Bereiche mit Handlungsbedarf
Zehn IT-Bereiche mit Handlungsbedarf Client-Strategie, Virtualisierung, Cloud oder Business Intelligence - viele IT-Leiter sind in diesen Bereichen nicht auf der Höhe der Zeit. Experton-Analyst Luis Praxmarer hat 10 Technologiebereiche identifiziert, für die im Jahr 2012 unbedingt Handlungsbedarf besteht.
1. Traditionelle Clients Für WINTEL Client-Installationen steht im Jahr 2012 eigentlich die Migration nach Windows 7 an. Für ein Hinausschieben und Verzögern dieser Migration spricht nicht viel. Die Auswahl der richtigen Lizenzierungs- und Wartungsstrategie ist sehr wichtig. Dieser Bereich ist zwar nicht von strategischer Bedeutung, hat aber starke Auswirkungen auf die Client- und Supportkosten. Windows 8 kommt in Einzelfällen bereits zum Einsatz; eine Bereinigung der Betriebssystemlandschaft ist sehr zu empfehlen.
2. Neue Client-Strategie Parallel zur Migration und Bereinigung der Windows-Umgebung verzeichnen Smartphones und Tablets einen stark steigenden Nutzungsgrad. Deshalb stehen eine Evaluierung einer BYOD- (Bring Your Own Device) Strategie und Tests für eine ausgewählte Gruppe an. Wegen der schnellen Veränderungen im Markt, der vielen Betriebssysteme und der hohen Komplexität sollten nicht gar zu viele gerätespezifische Apps entwickelt werden.
3. Virtualisierung Nachdem die meisten Unternehmen die Servervirtualisierung in Angriff genommen haben - auch wenn die Durchdringungsrate in vielen Fällen bei nicht einmal 30 Prozent liegt - stehen nun Client- und Storage-Virtualisierung an. Die Client-Virtualisierung soll die Kontrolle über und das Management von BYOD-Umgebungen ermöglichen und gleichzeitig auch in Zukunft die Sicherheit der Unternehmens-Apps gewährleisten. Mit der Applikationsvirtualisierung wurde bislang nur in wenigen Unternehmen begonnen.
4. Cloud Computing Cloud Computing wird in allen IT-Bereichen vorangetrieben, von IaaS oder Storage as a Service im Unternehmensumfeld bis hin zu eher privaten Nutzungsszenarien und SaaS-Applikationen. Die IT-Abteilung muss Technologien für den gesamten Stack einer Untersuchung unterziehen, die bestehende Architektur sowie die Unternehmensanforderungen auf den Prüfstand stellen und eine entsprechend angepasste Strategie entwickeln. Anhand von Pilotprojekten können erste Erfahrungen gewonnen werden.
5. Enterprise 2.0 Web 2.0 hält in den Unternehmen Einzug und wird bereits von einigen genutzt; viele sind damit aber eher überfordert. Anstatt auf statischen Webseiten eine Fülle an Informationen anzubieten, hat sich das Spiel jetzt drastisch verändert. Die meisten Unternehmen haben Schwierigkeiten damit, die damit verbundenen Möglichkeiten zu verstehen und sie in ihre IT-Systeme mit einzubeziehen oder gar eine Integration ins Auge zu fassen.
6. BI/EPM/BPM, Big Data Dieses Thema spielt aus einer anderen Perspektive auch bei den CIO-Prioritäten eine Rolle, muss aber auch aus technologischer Sicht analysiert werden. In den meisten Unternehmen finden sich isolierte BI-Lösungen, hinter denen keine klare Stammdatendefinition steht; damit ist es schwierig, den nächsten Schritt zu tun und diese Insellösungen in eine unternehmensweite Enterprise Performance Lösung zu integrieren. Im Bereich Big Data bzw. große Datenvolumen müssen eine ganze Reihe von technologischen Herausforderungen untersucht werden.
7. Identitätsmanagement Das Thema Identitätsmanagement steht schon seit einer ganzen Weile auf den Prioritätenlisten ganz weit oben; jetzt gewinnt es auch im Zuge der Cloud-Implementierung eine fundamentale Bedeutung. Hier muss ein Framework entwickelt werden, um unter anderem Themen wie Single Sign-On, Provisioning, Rückverrechnung und Sicherheit zu adressieren. Identitätsmanagement ist ein Schwerpunktthema für das Computing der Zukunft, denn der Zugriff erfolgt von überall aus und über alle Arten von Endgeräten.
8. ERP, CRM, SCM Future In den meisten IT-Organisationen existiert mittlerweile eine solide und stabile ERP-Umgebung. Sie funktioniert, aber agil ist sie nicht, und was noch schlimmer ist, sie kostet ein Vermögen. In manchen Unternehmen wird bis zu ein Prozent des Gesamtumsatzes in den ERP-Betrieb gesteckt. Das ist in Zukunft nicht mehr akzeptabel und muss im Laufe der nächsten Jahre signifikant verbessert werden. Die vorhandenen ERP-Lösungen sind zudem veraltet und müssen nach und nach modernisiert werden.
9. Software as a Service Software as a Service ist Bestandteil des Cloud Computings, muss aber auch aus einer anderen Perspektive angegangen werden. Viele IT-Organisationen haben mit IaaS (Infrastructure as a Service) so ihr Probleme, doch die Nutzer profitieren von SaaS. Viele Lösungen, die oft nur für eine kleine Gruppe von Anwendern benötigt werden, können jetzt sehr schnell und kostengünstig genutzt werden und sorgen so für einen unmittelbaren Mehrwert und Nutzeneffekt. Hinzu kommt, dass die Generation der "Digital Natives" mit dieser Art des Computings voll und ganz vertraut ist.
10. Konsumerisierung Mit der Einführung des iPods hat Apple das traditionelle Computer-Geschäft verlassen. Durch den Fokus auf die Verbraucher wurde Apple zur Computerfirma mit dem höchsten Unternehmenswert und hat mit dem iPhone und dem iPad den Weg zurück ins Unternehmen geschafft. ARM Chips, wie sie in Smartphones zum Einsatz kommen, verfügen über ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis im Serverumfeld und bieten Intel als Konkurrenz die Stirn. Google und Amazon sind weitere Beispiele für den zunehmenden Konsumerisierungstrend, der von der IT berücksichtigt werden muss.
Fehler zwei: Integration funktioniert nur mit Cloud-Services
Anbieter von Cloud-basierten Integrationslösungen positionieren ihre Out-of-the-Box-Produkte als den besten Weg, um On-Premise-Landschaften mit Cloud Services zu verknüpfen oder Cloud-Dienste und Cloud-Applikationen miteinander zu verbinden. Solche Angebote stellen aber keine voll ausgereiften Integrations-Tools für On-Premise-Landschaften zur Verfügung.
In dieser Hinsicht sind die Tools kaum besser als die punktuellen Lösungen von Software-as-a-Service-(SaaS) oder Platform-as-a-Service-(PaaS)Anbietern.
6 Irrtümer bei der Cloud-Integration II
Fehler drei: Das "One-Stop-Shop"-Problem
Wenn es keinen Königsweg zur Cloud-Integration gibt, dann sind die Angebote der etablierten IT-Hersteller alter Schule einen Blick wert. Allerdings wollen diese immer ihren kompletten Integrations-Stack verkaufen. Das schließt Hardware, Virtualisierung, Datenbanken, Applikationen und Middleware ein. Hierbei kommt es im Wesentlichen zu drei Kernproblemen.
Mit den Produkten ist keine unternehmensweite Datenintegration möglich, zudem fallen hohe Lizenzkosten an. Der Vertrieb, die Beratung und der Support sind nur auf die eigenen Produkte fokussiert und es fehlt die notwendige Beratungskompetenz für Produkte anderer Hersteller.
Die einzelnen Komponenten der Out-of-the-Box-Angebote sind nur unzureichend miteinander integriert. Wer den gesamten Stack gekauft hat, profitiert also noch lange nicht von einer einheitlichen Integrationsplattform.
Durch lange Release-Zyklen und Änderungen an der Solution-Roadmap können IT-Leiter nicht zeitnah auf technische Entwicklungen im Cloud-Umfeld reagieren.
Ein Mythos von Cloud Computing ist, dass Lizenzkosten für Software und Hardware entfallen, weil nur nach Verbrauch abgerechnet wird. In der Tat gibt es preislich attraktive Starterpakete mit einer begrenzten Anzahl an Funktionen und Services. Allerdings tappen viele CIOs hier in die Kostenfalle.
Die schlimmsten Lizenz-Bedingungen
Die schlimmsten Lizenz-Bedingungen Den IT-Anwendern stinkt so manche Lizenz-Bedingung. Von Vertragsänderungen bis zur Katze im Sack. Diese fünf Lizenz-Bedingungen stoßen den Kunden besonders auf.
Lizenz-Bedingungen 1: Spielregeln Wenn der Anbieter nach Gutdünken seine Spielregeln ändern kann, halten 89 Prozent für unfair. So sind viele Firmen klammheimlich dazu übergangen, Gebühren nicht nach Prozessoren, sondern nach Kernen zu berechnen - ohne dies im Vertrag festzuhalten. Forrester kann die Unzufriedenheit gut nachvollziehen. "Welchen Sinn hat ein Vertrag, wenn eine der Parteien zentrale Bedingungen jederzeit ändern kann."
Lizenz-Bedingungen 2: Upgrades Über Upgrades, die als komplett neues Produkt verkauft werden, regeln sich ebenfalls 89 Prozent auf - wenn man also zusätzlich löhnen muss, um in den kompletten Genuss eines Upgrades zu kommen. Doch dieses Ärgernis sollte bald der Vergangenheit angehören, meint Forrester. Der Trend zu Cloud und SaaS zwinge Anbieter dazu, ihre Produkte ständig zu verbessern - ohne extra dafür zu kassieren. Ansonsten rennen ihnen die Kunden weg.
Lizenz-Bedingungen 3: Support Dass der Support teurer wird, wenn man sich von überflüssigen Lizenzen trennt, sehen 91 Prozent als unfair an. Bisher leiste sich dies nur Oracle, sagt Forrester - und sieht es ebenso wenig ein. "Wir sehen keine Rechtfertigung dafür, Kunden Support für Software in Rechnung zu stellen, die sie gar nicht nutzen." So manche Firma habe Oracle-Programme in den Regalen, weil sie dem Katalog oft nur schwer entnehmen könnten, welche Lösung für ihre Anforderungen die richtigen sind.
Lizenz-Bedingungen 4: Preisgestaltung Für alle Prozessoren eines Servers zu zahlen, der partitioniert ist, stinkt 86 Prozent. Zwar sei es schon gerecht, sagt Forrester, man den Prozessor als für die Preisgestaltung heranzieht - weil er als sinnvoller Richtwert für den Wert dienen kann, den der Kunde aus der vom Prozessor ermöglichten Leistung ziehen kann.
Lizenz-Bedingungen 5: Pakete Von Anbietern, die auf den Kauf aller Lizenzen vor der Implementierung bestehen, fühlen sich 90 Prozent über den Tisch gezogen. So haben manche Forrester sich auf Drei-Jahres-Verträge eingelassen, und stehen nun vor Regalen voller Millionen von ungenutzten Dollar, weil sie einfach nicht so viel User haben wie gedacht.
Steigende Datenvolumina, mehr Datenquellen und die benötigten Konnektoren für deren Integration treiben die Preise nämlich drastisch in die Höhe. Die Autoren des Whitepaper bezeichnen dies als "Data Tax". Den IT-Leitern bleibt dann nur die Wahl, den kompletten Stack mit allen Funktionen zu beziehen und zu bezahlen oder den Cloud-Anbieter zu wechseln.
Fehler fünf: Bedeutung von Visionen wird unterschätzt
Häufig klaffen die Visionen von Unternehmen und Software-Anbietern im Hinblick auf die Integration und Cloud Computing auseinander. Das ist der Hauptgrund, warum es in Projekten hakt und Ursache für Frustrationen und Fehler. Etablierte Software-Anbieter sind oft zu behäbig, um speziell kleinere Kunden mit den richtigen Cloud-Angeboten zu versorgen. Neuen Marktteilnehmern wiederum fehlen ausgefeilte Modelle für das Lebenszyklus-Management von Cloud-Lösungen und Kompetenzen bei Fragen zur Datenqualität und zum Master Data Management (MDM).
CIOs beziehen bei der Cloud-Integration kaum Open-Source-Angebote in den Auswahlprozess ein. Diese können einen Ausweg aus der Data Tax sein. Open-Source-Software kann frei weiterentwickelt werden, zudem entfallen Kosten bei der Skalierung des Datenvolumens. Hinzu kommt, dass Open-Source-Komponenten bereits die Grundlage für viele Cloud-Projekte bilden.
Die Linux-Kernel-Infrastruktur KVM wird zur Virtualisierung eingesetzt und der Hypervisor Xen ermöglicht den Betrieb mehrerer virtueller Maschinen auf einem physischen Server. Mit Hilfe des Hadoop-Framework lassen sich große Datenmengen speichern, verwalten und analysieren. Darüber hinaus gibt es quelloffene Cloud-Betriebssysteme, Infrastruktur-Layer, Datenbanken und Applikations-Server.