Lesen Sie, welche Irrtümer und Mythen zum Cloud-Provider-Management sich in so manchem Unternehmen verbreitet haben.
Mythos 1: Provider Management ist überflüssig.
Die Argumentation:Die Fachbereiche sind der Ansicht, dass ein Provider Management in der Cloud nicht mehr notwendig ist. Die Angebote seien schließlich standardisiert und es gebe keine individuell konfigurierten und verhandelbaren SLAs.
Die Realität: Auch in der Cloud wird Provider Management benötigt, da auch hier Unternehmensfunktionen ausgelagert werden und damit Geschäftsrisiken weiterhin zu minimieren sind. Außerdem stehen die Cloud-Lösungen nicht allein, sondern sind im Verbund aller ausgelagerten Funktionen zu betrachten - was ein einzelner Fachbereich nicht leisten kann. Zu den Mindestanforderungen gehört es, die Release-Zyklen des Providers abzustimmen und einzuplanen.
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Mythos 2: Cloud-Services überwachen ihre Verfügbarkeit am besten selbst.
Die Argumentation: Die Fachbereiche sind der Ansicht, dass ein Cloud-Service per se hochverfügbar sei, weil er ja tausendfach angeboten werde. Der Anbieter müsse daher ohnehin alle Risiken und Ausfälle absichern. Und das könne er besser als die eigene IT.
Die Realität: Der hohe Kostendruck bei Cloud-Angeboten kann immer wieder auch zu Kompromissen im Availability-Management führen. Zudem sind Cloud-Anbieter Security-Risiken in besonderem Maße ausgesetzt. Auch im Falle von Cloud-Services ist etwa die Datenverfügbarkeit und -wiederherstellbarkeit regelmäßig zu prüfen. Insbesondere in regulierten Branchen wie etwa dem Finanzsektor müssen Cloud-Nutzer ihren Kontrollpflichten gegenüber den Cloud-Anbietern nachkommen. Die Nutzung von Cloud-Services ist Outsourcing!
Mythos 3: Service-Management-Prozesse müssen nicht mehr mit dem Provider abgestimmt werden.
Die Argumentation: Der Provider hat durch sein standardisiertes Angebot viel mehr Erfahrung und muss schon aus eigenem Interesse effiziente und professionelle Prozesse im Service-Management Prozesse anbieten - einschließlich des Service-Request-Managements. Hier lässt sich nichts anpassen, aber auch nichts optimieren.
Die Realität: Viele Cloud-Angebote machen Abstriche im personalisierten Kundenkontakt; zudem nützt ein hoch standardisiertes Service-Management in erster Linie dem Anbieter. Auf Kundenseite steigt der Aufwand: Die Angebote, ihre Funktionsweise und die Kosten sind im Zweifel detailliert zu hinterfragen.
Mythos 4: Das Provider Management kann vollständig dezentral erfolgen
Die Argumentation: Geht es um Cloud-Services, ist die Kenntnis der zugehörigen Technologie irrelevant. Interessant für die Steuerung sind primär die Geschäftsprozesse. Das Provider Management als Teil der IT versteht nichts von den Prozessen, daher sollte der Fachbereich die Steuerung der Cloud-Provider übernehmen.
Die Realität: Mit der Einführung von Cloud-Services wachsen potenziell die Abhängigkeiten und Risiken. Zum Abschätzen aller Risiken für den Kunden ist auch eine Gesamtsicht auf sämtliche IT-Systeme erforderlich. Deshalb müssen auch hier die übergreifenden Methoden des Provider Management zur Anwendung kommen. Insbesondere für eine belastbare Risikoabschätzung ist fundiertes IT-Verständnis unverzichtbar.
Mythos 5: Das bisschen Provider Management kann jeder
Die Argumentation: Den Umgang mit Cloud-Lösungen kennt jeder aus dem privaten Umfeld. Entsprechend ist das Lesen und Interpretieren von Service-Management-Reports trivial und bedarf keiner spezifischen IT- oder Provider-Management-Kenntnisse.
Die Realität: Gerade im B2B-Umfeld können Cloud-Services schnell komplex werden (zum Beispiel im Fall eines Software Defined Data Center) oder Herausforderungen in puncto Datenschutz mitbringen. Dann nehmen die Service-Management-Reports zu. Darüber hinaus steigen die potenziellen Abhängigkeiten zwischen Services. Grundsätzlich gilt: Provider Management bedeutet mehr als das Lesen von Reports. Jeder B2B-Cloud-Anbieter muss individuell gemanaged werden, um Risiken für das Kundenunternehmen einzudämmen.