Wenn der Bluechip-Firmengründer und Vorstandsvorsitze Hubert Wolf auf seine über 30 Jahre an der Unternehmensspitze zurückdenkt, kommt ihm vor allem eine Sache in den Sinn: Zum zehntägigen Firmenbestehen schenkte ihm seine Belegschaft einen Fallschirm-Tandemsprung. Ein echter Genuss war der Flug wohl nicht, denn der Bluechip-Gründer erzählt von jeder Menge blauer Flecken, von der Ungewissheit, ob der Schirm wirklich aufgeht und wie schwierig es war, während des freien Falls atmen zu können. Auf alten Fotos sieht man Wolf nach der geglückten Landung aber auch wieder lachen. Und der Sprung ist ihm für immer im Gedächtnis geblieben.
So sind die letzten drei Jahrzehnte Bluechip sicher auch nicht ohne blaue Flecken und atemlosen Phasen verlaufen, doch der solide Fallschirm der Meuselwitzer ist stets aufgegangen. Auch derzeit verspürt das Unternehmen ordentlich Gegenwind durch die Kaufzurückhaltung im Consumer-Segment, das man vor allem durch die Consumer-Marke One.de und das damit verbundene Online-Geschäft verspürt. Durch die breite Aufstellung mit der B2B-Eigenmarke, Dienstleistungen und nicht zuletzt dem Distributionsgeschäft, das immerhin etwas ein Drittel des Umsatzes ausmacht, konnten Rückgänge kompensiert werden. Mit einem konsolidierten Umsatz von 171 Millionen Euro liegt man damit knapp unter Vorjahresniveau, bei "konstantem Gewinn", wie Wolf betont.
Nicole Baudach wird Vertriebschefin
Über das Distributionsgeschäft äußert sich sein Vorstandskollege Sven Buchheim sehr zufrieden. Als inhabergeführtes Unternehmen konnte man sehr flexibel auf die ganzen Probleme der Lieferkette reagieren. "Wir haben die Chipkrise gut weggesteckt", konstatiert er. So wollen die Verantwortlichen am Aufbau ihres Großhandelsgeschäfts auch nicht viel ändern. "Wir sind kein Broadliner und wollen auch keiner werden", meint Buchheim.
Allerdings hat Bluechip in der Vertriebsstruktur ein einigen Stellschrauben gedreht: Der langjährige Vertriebsleiter Frank Kwasnitza, verließ Ende Mai das Unternehmen, um bei Lenovo das Vertriebsgebiet Nord zu beackern. Seine Nachfolge tritt nun Nicole Baudach an. Der Bereich Focus Sales wurde direkt dem Vorstand unterstellt. Der Bereich Server, Storage und Cloud verantwortet seit Anfang April Bogdan Kruszewski.
Zudem wollen die Vorstände zusammen mit den Fachhandelpartnern bei Ausschreibungen das Geschäft mit der Eigenmarke forcieren und das Dienstleistungsangebot wie Rollout Services ausbauen. Dazu hat Bluechip seine Logistikfläche auf nunmehr 13.000 Quadratmeter erweitert. Bei Bedarf können weitere 25.000 Quadratmeter bei einem externen Anbieter genutzt werden. Das Cloud-Geschäft, das die Meuselwitzer mit einem regionalen Rechenzentrumspartner betreiben, ist für Wolf auch eine Erfolgsgeschichte: "Es hat sich jedes Jahr verdoppelt und macht derzeit etwa 1,5 Millionen Euro am unserem-Umsatz aus", freut sich der Vorstandsvorsitzende.
Wert legt man bei Bluechip auch auf die Ausbildung innerhalb der Firma. Für die Verantwortlichen ist dies die beste Maßnahme, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Hubert Wolf ist stolz auf seine Azubis: "Unsere Berufsschüler sind immer an der Leistungsspitze", berichtet er. Nach der Ausbildung bekomme "nahezu jeder" ein Übernahmeangebot.
So gab es bei der Corona-bedingt nachgeholten 30-Jahr-Feier genug Gründe, mit Partnern, der lokalen Prominenz und nicht zuletzt den Mitarbeitern und deren Familien auf die nächsten 30 Jahre Bluechip anzustoßen. Gut 4.000 Gäste ließen sich diese Gelegenheit nicht entgehen.
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