Angesichts des starken Preisverfalls klammern viele Hersteller ihre Hoffnungen an 3D. Bob Raikes, Managing Director des britischen DisplaySearch-Partner-Instituts Meko Ltd., präsentierte auf der S3D Today & SD3-Expo 2010 interessante Zahlen.
Unter dem Motto "Das LCD-Monster bekommt alles" hat Raikes unter anderem gezeigt, dass LCDs nicht nur nach Stückzahlen, sondern auch nach Umsätzen 2003 schon auf dem Überholmarsch waren und ihren Siegeszug bis 2016 fortsetzen werden, auch wenn PDP (Plasma) dann, anders als vielfach vermutet, noch nicht vor dem Aus stehen wird und OLED sich mehr in den Vordergrund drängt.
Für 3D sieht Raikes mittelfristig OLED als die beste Technologie, gefolgt von PDP (Plasma), denn bei LCDs können sich unschöne Geisterbilder (Ghosting oder Crosstalk) und andere Mängel bemerkbar machen.
Die LCD-Panel-Hersteller müssen Milliarden von US-Dollar investieren, um den stetig wachsenden Bedarf decken zu können. Die Fabriken der neuesten Generationen (7G, 8G, 10G, etc.) verschlingen ähnlich viele Gelder wie Atomkraftwerke.
DisplaysSearch geht davon aus, dass sich die weltweiten LCD-Panel-Produktionskapazitäten zwischen 2009 und 2020 bei einer Auslastung von 60 bis 65 Prozent mehr als verdreifachen müssen. Manche Fabriken sind im zweiten Quartal 2010 schon zu 100 Prozent ausgelastet gewesen, was den Ausbau oder Bau neuer Anlagen nötig macht.
Stark wachsender LCD-Bedarf
Ein Standard-Fußballfeld misst 68 x 105 m oder 7.140 qm. 2009 hätte man mit den weltweiten LCD-Kapazitäten von 127,876 Millionen qm noch über 17.909 davon füllen können, 2020 sollen es mehr als 51.148 sein.
Da sich die Preise für LCD-Panels jährlich um etwa 23 Prozent verbilligen, müsste eines, das heute 500 Dollar kostet, in sechs Jahren nur noch 100 Dollar bringen, zumal die Produktion in den kommenden Jahren mehr und mehr nach China wandern wird, so der Meko-Chef.
Ein Problem, vor dem die Panel-Hersteller seit Jahren stehen, ist ein sehr beschränktes Größenwachstum, insbesondere in Europa, wo meist gar nicht die Räumlichkeiten bestehen, Geräte mit Bilddiagonalen von über 50 Zoll aufzustellen.
Trotz LED-Backlight bei LCDs und 3D werden sich die Umsätze mit TV-Geräten in Westeuropa kaum bewegen, belegt Raikes mit DisplaySearch-Zahlen. Im deutschsprachigen Raum soll der Marktwert zwischen 2009 und 2012 nur von 7,843 auf 8,212 Milliarden Dollar steigen, in Großbritannien wegen der großen Marktdurchdringung sogar leicht sinken.
Was Internet-TV angeht, stellt Raikes die Frage, ob der Konsument bereit ist, dafür mehr zu bezahlen. 3D könnte ihm zufolge AMOLED und PDP als konkurrierende, bessere Technologien etwas Aufwind verleihen.
Mit 3D Blu-ray wird es nach dem Erfolg von "Avatar" und den ersten entsprechenden Playern ein wachsendes Angebot geben, doch was die TV-Empfangsmöglichkeiten angeht, steckt Europa selbst bei HD noch in den Kinderschuhen, wie sollte man da erwarten, dass 3D so schnell im Kommen sein wird?, fragt auch Raikes.
Qualität der Inhalte wie der TV-Geräte ist für ihn ganz entscheidend für die Marktakzeptanz. Schlechte Qualität kann wie bei Billig-Projektoren nur abschreckend sein. Raikes zufolge gibt es eine Reihe von guten, aber auch viele schlechte 3D-TVs. Das mache es für Händler auch schwierig, 3D zu verkaufen.
Die führenden Hersteller haben sich Riesenziele für 3D-TVs gesteckt, Samsung will 2010 rund 2 Millionen davon verkaufen, Sony sogar 2,5 Millionen, Panasonic 1 Million (vor allem Plasma-TVs) und LG mindestens 600.000. Das Problem ist aber, dass bei LCDs 3D eng mit LED-Backlight verkauft wird, weil sich die höheren Preise so besser verargumentieren lassen. LED-Engpässe könnten daher so manchen Strich durch die 3D-TV-Ziele machen.
Abgesehen davon werden für 3D-fähige LC-Displays 120-Hertz-Panels benötigt, doch auch daran besteht nur ein begrenztes Angebot.
Meko rechnet damit, dass 2010 in Westeuropa 648.641 3D-TVs verkauft werden, in Osteuropa sollen es gerade mal 42.426 Stück sein. 2012 sollen es im Westen über 7,1 Millionen und in Osteuropa mehr als 1 Million Stück sein (siehe Tabelle).
Nicht nur die TV-Geräte-Anbieter wollen von 3D profitieren, sondern auch die Monitor- und Notebook-Hersteller. Es gibt schon über 400 3D-Spiele, Tendenz wachsend.
Wie Raikes anhand von DisplaySearch-Zahlen zeigte, wird die Zahl der weltweit verkauften 3D-fähigen Monitore und Notebooks bis 2012 jeweils dreistellig wachsen.
Ob 3D über TV-Geräte, Beamer, Monitore, Public Displays oder Notebooks, in der Regel wird weiterhin eine aktive oder passive Brille benötigt, um 3D sehen zu können.
Autostereoskopische Displays, die keine Brille erfordern, gibt es bereits und sind vor allem für Shopping Malls eine sinnvolle Alternative, aber solange es keine ausreichenden Bandbreiten gibt, wird der Markt sich nicht wirklich materialisieren so Meko-Chef Raikes. (kh)