Zu wenig Content

3D-TV jetzt schon kaufen?

16.03.2010
LG, Panasonic, Samsung, Sony & Co., sie alle setzen verstärkt auf 3D-TV und versuchen somit auf der Erfolgswelle von "Avatar" zu reiten. Aber ist die Zeit reif dafür?

LG, Panasonic, Samsung, Sony & Co., sie alle setzen verstärkt auf 3D-TV und versuchen somit auf der Erfolgswelle von "Avatar" zu reiten. Aber ist die Zeit reif dafür? Das fragt sich auch Kelly B. Grant von der "The Wall Street Journal"-Schwester "SmartMoney.com", zumal die Geräte noch weit zu teuer sind für den Massenmarkt und der Content so spärlich wächst.

"3D-TV - der zweite vor dem ersten Schritt?", fragt sich auch Stefan Ebner, Produktmanager für Unterhaltungselektronik bei BHS Binkert, ansichtlich der langsamen Einführung von HDTV-Inhalten.

Zwei Monate nach dem großen CES-Rummel um 3D-TV haben Panasonic und Samsung Anfang März 2010 die ersten Modelle auf den Markt gebracht. LG Electronics plant eine regelrechte 3D-Offensive. Sony und Vizio werden im Juni und August folgen.

Aber warum der Rush?, fragen der Autor weiter. Der Wechsel zu Digital-TV hat viele Konsumenten bewegt, sich einen großen HD-Fernseher zuzulegen, was wiederum zur Folge hatte, dass die Anbieter zunehmend abhängig von Features wie 3D, Internet-Konnektivität und Apps macht, um ihre Verkäufe voranzutreiben, sagt Michael Gartenberg, Partner der Technologieberatungsfirma Altimeter Group in San Mateo, Kalifornien.

3D könnte auch die Verkäufe von entsprechenden Blu-ray-Playern und BD-Discs befördern. LG hat schon solche Geräte angekündigt.

Eine Studie von Deloitte im Januar 2010 hat ergeben, dass 38 Prozent der Consumer sich 3D-Inhalte zu Hause wünschen, 26 Prozent würden gerne 3D-Games spielen. Unklar ist aber laut DisplaySearch, wie viele sich als Early Adaptor berufen fühlen.

"Für viele User ist die kritische Masse noch nicht erreicht", sagt DisplaySearch-Vize Paul Semenza. So wie viele neue Technologien werden auch 3D-Geräte ihm zufolge mit der Zeit besser und günstiger.

Abgesehen davon, dass 3D-TVs meist über 3.000 Dollar oder 2.000 Euro kosten und damit weit teurer sind als ihre 2D-Vettern, wird die erste Welle der Käufer von 3D-TVs erstmal vor einem begrenzten Angebot von entsprechenden Inhalten stoßen. Viele Sendeanstalten und Filmstudios sind noch in der Findungsphase, profitabel in das Geschäft einzusteigen.

Folgendes gilt es zu beachten bei der Überlegung, sich einen 3D-Fernseher zuzulegen:

TV-Gerät

3D ist nicht nur vergleichsweise teuer, weil es sich dabei um eine neue Technologie handelt. Die meisten Hersteller siedeln das Thema auch in ihren High-end-Serien an, sagt David Wertheimer, Executive Director des Entertainment Technology Center an der University of Southern California in Los Angeles.

Das Price Premium, Euphemismus für Mehrpreis von mehreren hundert Dollar würden ihm zufolge in der Regel nur Kunden schlucken, die sich eh in der Region ab 2.000 Dollar bewegten.

Ein Beispiel bei Best Buy in den USA zeigt, wie groß der Preisunterschied sein kann: Verglichen wurden zwei 55-Zöller von Samsung, jeweils mit LED-Backlight, Full-HD-Auflösung, 240-Hertz-Technologie, Energy Star-Zettifikat und Internet-Konnektivität, Picture-in-Picture und Apps wie You Tube und Blockbuster auf Anfrage. Die Standard-Version wurde ursprünglich für 3.800 Dollar angeboten und kostet jetzt bei dem Online-Handelshaus nur noch 2.400 Dollar. Der neue 3D-Fernseher ist 470 Dollar teurer, ist aber im Preis von ursprünglich 3.300 Dollar auch schon gefallen.

Content

"Wenn man heute losgeht, einen 3D-fähigen Fernseher zu kaufen, wird man nicht viel Content vorfinden", bemerkt Michelle Abraham, Chefanalystin der Digital-Entertainment-Gruppe von Marktforscher in-Stat.

Die amerikanischen Sender DirecTV und ESPN planen, im Juni einige 3D-Filme auszustrahlen. Gleichzeitig wird Sony voraussichtlich ein 3D-Firmware-Update für die PlayStation 3 herausgeben.

Bis dahin wird es nur eine Handvoll von 3D-Movies am Markt geben. Beispiele sind "Monsters vs. Aliens” und "My Bloody Valentine.” Early Adopters, die auch begeisterte Gamer, Sportfans oder DirecTV-Kunden sind, werden laut Abraham mehr für ihr Geld bekommen.

Die meisten Sendeanstalten denken noch über Geschäftsmodelle für 3D-Inhalte nach, aber worauf sich Kunden einstellen sollten, sind Mehrkosten, so die inStat-Analystin.

Persönliche Erfahrungen

Viele haben die Erfahrung gemacht, dass 3D-Genuss Kopfschmerzen bis Übelkeit verursachen kann. Einige klagen auch darüber, dass die 3D-Brille unbequem sei. Deshalb ist es umso wichtiger, sich vor dem Kauf selbst davon im Laden ein Bild zu machen, sagt Gartenberg von der Altimeter Group.

Zahl der Zuschauer

Eine Kehrseite der Medaille bei Erwerb eines 3D-TV-Gerätes ist, dass jeder es sehen will, die passenden Brillen aber meist recht teuer sind, meint Semenza, rät den Käufern aber, dabei nicht zu sparen.

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Erschwerend komme hinzu, dass die Brillen meist nicht kompatibel sind, das heißt bei anderen 3D-TVs nicht funktionieren. Panasonic bietet ein Paar pro Plasma-TV-Set an, verlangt für ein zusätzliches aber 150 Dollar. Plasmabildschirme bieten einen hohen Blickwinkel und könnten sich daher besser eignen, 3D in großen Gruppen zu sehen, sagt Grant, der Autor des Artikels von "SmartMoney.com".

Kommentar: Wenn Sie mich fragen, ich würde mit dem Kauf eines 3D-Fernsehers noch warten. Einmal sind mir die Geräte noch zu teuer, viele bereiten auch Kopfschmerzen, dann gibt es noch viel zu wenig Inhalte und außerdem wäre es schön, wenn die Industrie sich auf einen Standard einigen könnte, sodass man seine eigene Brille zu Freunden mitnehmen kann, um zum Beispiel gemeinsam Fußball in 3D genießen zu können. Noch idealer wäre natürlich, dass TVs entwickelt werden, die ohne Brille kopfschmerzfreien 3D-Genuss ermöglichen. Doch davon ist man trotz einiger guter Ansätze (z.B. LG) noch weit entfernt. (kh)