S3D Today 2010

3D-Display in Zahlen - stark wachsender Content erwartet

26.07.2010
Auf der vierten S3D Today & S3D-Expo hat Panasonic als Goldsponsor (neben Nvidia) eine Reihe von interessanten Zahlen präsentiert. Im zweiten Teil geht es im die nötigen Inhalte und 3D-Ausgabeprodukte.

Auf der vierten S3D Today & S3D-Expo hat Panasonic als Goldsponsor (neben Nvidia) eine Reihe von interessanten Zahlen präsentiert. Im zweiten Teil geht es im die nötigen Inhalte und 3D-Ausgabeprodukte.

Auch wenn 3D-Display nach Spiel und Spaß klingt, waren es bisher vor allem B2B-Anforderungen, welche die Entwicklung vorangetrieben haben. Dazu gehören natürlich auch die Filmproduktionsgesellschaften. 3D-Kino blickt schon auf eine über hundertjährige Geschichte zurück.

In den 1950er Jahren gab es mit Filmen wie den Hitchcock-Thriller "Bei Anruf Mord" einen regelrechten und nie wieder erreichten 3D-Boom im Kino. Allerdings war die Umsetzung meist so schlecht, dass Hitchcock und viele andere Filmemacher bald wieder die Finger davon gelassen haben.

Der Erfolg von 3D-Filmen steht und fällt mit der Wiedergabequalität, darin sind sich viele einig. Ist die Parallaxe zu groß gewählt, stellen sich schnell Kopfschmerzen ein. Bei dem Cameron-Erfolgsfilm "Avatar" wurde die Parallaxe deshalb bewusst klein gewählt, auch auf die Gefahr hin, dass die 3D-Effekte nicht ganz so deutlich zu sehen waren.

"Avatar" war erst der Anfang

"Avatar" ist mit über 3 Milliarden Dollar der umsatzstärkste Film der gesamten Kinogeschichte und gilt als wichtiger Durchbruch für die gesamte Unterhaltungselektronikindustrie, welche nach neuen Möglichkeiten sucht, gegen den Preisverfall anzukämpfen.

Die Blu-ray-Version von "Avatar" hat sich in den USA binnen einer Woche 2,7 Millionen Mal verkauft, ebenfalls ein absoluter Rekord.

Der Verkauf von 3D-fähigen Blu-ray-Playern (3D-BDP) hat gerade erst begonnen. Marktforscher Futuresource geht davon aus, dass 3D-BDP 2013 schon 31 Millionen US-Haushalte erreichen wird, womit diese dann mit jeweils etwa 18 Prozent verbreitet sein werden als 2D-BDP-Player. Deren Verkauf soll in den Folgejahren stagnieren, währen 3D-BDP 2014 etwa 30 Prozent und 2015 über 50 Prozent der US-Haushalte erreichen soll.

3D-fähige Blu-ray-Player stehen erst am Anfang, werden aber 2015 laut Futuresource 100 Prozent der verkauften Geräte in Europa ausmachen.

Für Europa rechnet Futuresource damit, dass 2010 rund 5,2 Millionen Blu-ray-Player verkauft werden, nur 0,5 Prozent davon 3D-fähig. 2012 soll 3D-BDP aber bereits überholen, um 2015 bei 100 Prozent aller verkauften Blu-ray-Player/Rekorder zu landen.

2009 waren über den großen Teich schon 6.000 von 38.000 Kinos 3D-fähig, bis 2018 sollen es laut DisplaySearch 19.000 sein.

3D-Filme spielen mehr Umsätze ein, kosten die Eintrittskarten doch 1 bis 4 Dollar mehr als für 2D-Filme. Die Bruttoumsätze bei einer 3D-Vorführung sollen im Schnitt bei 94.000 Dollar liegen, bei 2D-Vorführungen sind es nur 64.000 Dollar. "Chicken Little" in 3D hat sogar 3,6 Mal mehr Umsatz eingespielt, "Monster House" 2,8 Mal mehr.

2D- in 3D-Umwandlung

"Clash of the Titans" (Kampf der Titanen) hat "Avatar" in 3D im Frühjahr 2010 zwar von Platz 1 der Kinohitliste verdrängt, wird von vielen aber as schlechtes Beispiel für die Methode des Umwandelns von 2D- auf 3D-Inhalt gewertet, so auch von Panasonic-Manager Markus Wagenseil in seiner Keynote am Eröffnungstag der S3D Today 2010.

Was die Umsetzung angeht, hat Georg Wieland von der Trixter Film GmbH dem zustimmen müssen. Er weist aber darauf hin, dass eine Umwandlung von 2D in 3D auch bei originär in 3D aufgenommenen Filmen nicht ausbleibe. So zum Beispiel bei langen Brennweiten oder Landschaften. Teilweise wirken die 3D-Bilder allerdings auch übertrieben unrealistisch.

Das Münchner Unternehmen hat unter anderem den Horrorfilm "Hybrid" (über ein menschenfressendes Auto) komplett von 2D in 3D umgewandelt und für den 99-Minutenstreifen Wieland zufolge mit einem 20-Mannteam rund vier Monate gebraucht. Bedenkt man, was Spitzenschauspieler pro Drehminute kosten, sei die Umwandlung vielfach wesentlich günstiger. Die Umwandlung eines ganzen Kinofilms koste je nach Qualität zwischen 1 und 10 Million Dollar.

Hinter "Iron Man 2" in 3D steht ebenfalls Trixter. Die Qualität der Umwandlung kann sich wirklich sehen lassen, entsprechend müsse man dafür auch die höhere Summe ansetzen, so Wieland.

Die Zahl der jährlich erscheinenden 3D-Kinofilme soll sich zwischen 2009 und 2011 von 20 auf 100 verfünffachen, wobei Animationsfilme laut Screen Digest den Löwenanteil bilden.

3D-Empfangswüste Deutschland

Was die Möglichkeit des 3D-TV-Empfangs angeht, gucken wir Deutschen noch buchstäblich in die Röhre. Es gibt zwar vereinzelte Pilotprojekte, aber ein frei verfügbares Angebot gibt es abgesehen von den weniger 15-minütigen 3D Kinomagazinen auf Anixe HD kaum.

Die Pay-TV-Betreiber Deutsche Telekom (IPTV) und Sky.de (Satellite) bieten auch nur ein sehr begrenztes Angebot, während Japan und Südkorea dahingehend schon sehr weit sind. In Japan gibt es seit dem zweiten Quartal 2010 über Kabel, Satellite und IPTV den vollen Service. 3D-Empfang über IPTV ist in den USA auch schon in vollem Umfang möglich, mit Orange in Frankreich ab dem dritten Quartal ebenso.

Mit Neid könnte man auch nach Großbritannien schauen. Sky UK hat zusammen mit LG die eigenen Sports Bars zur WM 3D-fähig gemacht. Ab dem dritten Quartal soll über den Bezahlsender der volle 3D-Satellitenservice folgen, Virgin Media beginnt zeitgleich mit 3D-Ausstrahlung über Kabel.

Selbst Polen und Spanien sind weiter als Deutschland und werden es lange bleiben, denn laut DisplaySearch wird das Angebot bei uns 2011 auf IPTV begrenzt sein.

Als Gemeinschaftsanstrengung von Panasonic, Orange, Eurosport und France Television ist es möglich gewesen, die Tennisspiele "French Open" europaweit in 3D (Side-by-Side) zu sehen. Panasonic hat unter anderem die Kamera dazu geliefert.

Die weltweit erste Full-HD-3D-Kamera ist mit 16.800 Euro noch zu teuer für Otto-Normal-Verbraucher. Ob es zur IFA eine günstigere Volkslösung gibt, dazu wollte sich Wagenseil nicht äußern. Er sagte lediglich, dass im Bereich 3D zwei Überraschungen auf die Besucher der Messe warten.

Die Format-Frage

Diskutiert wird noch das Format, in dem gesendet werden soll. In der ersten Generation werden noch zwei Bilder nebeneinander gestellt (Sid-by-Side) oder übereinander (Top-and-Bottom), in der zweiten Generation für die Blu-ray-, Kabel- und Satelliten-Kodierung sollen zu einem normalen 2D-Vollbild 3D-Daten hinzu kommen, wodurch sich die Auflösung anders als bei der ersten Generation nicht halbiert.

Die Display-Industrie muss alle Formate unterstützen. HDMI 1.4 ist ein wichtiger Übertragungsstandard für 3D zwischen den verschiedenen Geräten geworden. Welches HDMI-Kabel verwendet wird, ist im Grunde genommen egal.

Furturesource geht davon aus, dass 2010 in Westeuropa 51,9 Millionen TV-Geräte verkauft werden, 18 Millionen davon 3D-fähig. 2015 sollen 28,5 Millionen von 59,6 Millionen verkauften Fernsehern in unseren Breiten 3D-fähig sein.

Aktive Shutterbrillen bleiben die führende 3D-TV-Betrachtungstechnologie. Brillenlose Lösungen haben auf absehbare Zeit keine Chance.

Aktive Shutterbrillen sollen sich im Heimkino immer mehr durchsetzen. Passive Brillen mit einem TFT-Panel werden laut DisplaySearch bis 2018 kaum Marktanteile gewinnen, autostereoskopische Displays, die keine Brille erfordern, werden erst 2014 eine kleine Rolle spielen. (kh)