Auf dem Weg in die Pleite

13 Warnzeichen vor dem Unglück

15.07.2013 von Dirk Elsner
Dirk Elsner gehen Ratgeber ja eigentlich auf die Nerven - nun schrieb er dennoch einen. Immerhin: Er beansprucht kein wissenschaftliches Niveau. Reines Bauchgefühl eben.

Eigentlich gehen mir Ratgeber- und Rennlisten ja auf die Nerven, weil die meisten fern von der Realität der Unternehmenspraxis sind und von Leuten geschrieben werden, die selten in einem Unternehmen gearbeitet haben. Wenn man aber ein paar Jahre in der Wirtschaftspraxis unterwegs ist, etwas genauer auf die Feinheiten so manchen Unternehmens schaut und sieht, wie sie sich entwickeln, dann fallen einem viele positive und negative Dinge auf. Über manche Wirkungszusammenhänge braucht man dann keine tiefgreifende Analyse oder gar empirische Studien, zuweilen reichen die Nase und ein klarer Blick dafür, ob es in einem Unternehmen gut oder schlecht läuft.

13 Warnzeichen vor dem Unglück
Dirk Elsner gehen Ratgeber ja eigentlich auf die Nerven - nun schrieb er dennoch einen. Immerhin: Er beansprucht kein wissenschaftliches Niveau. Es folgen 13 Warnzeichen, die zeigen, dass Ihr Unternehmen auf dem Weg ins Unglück sein könnte.
1. Formalien interessieren mehr als Fakten:
In Gesprächsrunden beziehungsweise bei Feedbacks wird mehr über die Berichtsformate und Gestaltung von Powerpointfolien als über Inhalte diskutiert.
2. Präsentation vor Performance:
Beim Management punkten eher diejenigen, die (sich) gut präsentieren und weniger diejenigen, die gute Ergebnisse abliefern und sich für Sachlösungen einsetzen.
3. Recht vor richtig:
Vor (wichtigen) Entscheidung werden erst einmal Rechtsgutachten und Einschätzungen von Unternehmensberatungen und Wirtschaftsprüfern eingeholt.
4. Optimierungsprogramme erhalten putzige Namen, ...
... welche die tatsächlichen Ziele von Kostenkürzungen und Restrukturierungen verschleiern oder verniedlichen.
5. Abstimmung vor Durchsetzung:
Ausführlich betrachtet in dem Beitrag:
6. Extern vor intern:
Die Geschäftsleitung verlässt sich lieber auf Empfehlungen externer Berater als auf die der eigenen Führungskräfte und Mitarbeiter.
7. Kontrolle von Kreativität:
Die Compliance-Abteilung ist größer als die Produktentwicklung.
8. Kosten vor Wirkung:
In Ihrem Unternehmen streiten sich Abteilungen, wer welchen Anteil an den Kosten für den Kopierer trägt.
9. Leitsätze vorgelebter Kultur:
In Ihrem Unternehmen werden Leitsätze für eine Corporate Culture aufgehängt, aber nicht gelebt.
10. ISO-SIX vor Fähigkeit:
Das Management verspricht sich von formalisierten Guru-Moden wie Six Sigma oder auch ISO-Zertifizierungen, die Kosten und Qualität in den Griff zu bekommen.
11. Glattbügeln vor Anecken:
Das mittlere Management hält kritische Entwicklungen vom Vorstand fern, weil sie fürchten, beim Überbringen schlechter Nachrichten als schwache Führungskräfte zu gelten und negative Konsequenzen scheuen.
12. Sprache vor Handeln:
Mit der Gesprächskultur in Meetings lässt sich innerhalb von 3 Minuten ein Bullshit-Bingo gewinnen.
13. Star vor Core:
Ein vermeintlicher Management-Star wird als "Mr. Wirtschaftswunder" für die Unternehmensspitze angepriesen.

Ein Disclaimer

In der Wissenschaft besteht mittlerweile ein breiter Konsens, dass keine generellen Erfolgsstrategien für Unternehmen existieren. Phil Rosenzweig, Professor an der Lausanner Business School IMD, hat in seinem Buch Der Halo-Effekt unter anderem ziemlich eindrucksvoll den angeblich mit wissenschaftlicher Genauigkeit erstellten Bestseller Auf der Suche nach Spitzenleistungen der McKinsey-Berater Tom Peters und Robert Waterman demontiert. Der Erfolg derjenigen 43 Unternehmen, die Peters und Waterman als vorbildlich für ihre Spitzenleistungen ansehen, hielt tatsächlich nicht lange an. Peters hat übrigens mittlerweile selbst zugegeben, dass die Unternehmen für die Studie so ausgewählt wurden, dass das bereits vor der Untersuchung feststehende Ergebnis auf die Unternehmen passte - siehe hierzu Tom Peters’s True Confessions auf fastcompany.com.

Dass immer wieder nach neuen Ansätzen Ausschau gehalten wird, mag zwar aus Sicht eines nach Antworten suchenden Manager nachvollziehbar sein, neue Ratgeber werden ihn dabei aber nicht unterstützen. Das bedeutet nicht, dass man nicht aus Werken wie Was würde Apple tun den einen oder anderen Hinweis ziehen kann. Aber gerade das Beispiel Apple zeigt, dass solche Ratgeber schnell anekdotischen Charakter erhalten, wenn der Erfolg ausbleibt - siehe hierzu das Wall Street Journal.
Lassen Sie sich also auch von mir nicht täuschen. Wie alle Ratgeberlisten, sollte man auch die oben stehende Aufzählung kritisch beachten. Es sind Regeln aus reinem Bauchgefühl. Und sicher wird irgendjemand ein Unternehmen kennen, das trotz dieser Merkmale erfolgreich ist. Dennoch würde ich darauf wetten, dass Unternehmen, bei denen viele der oben stehenden Merkmale zu finden sind, eine eher unterdurchschnittliche Performance an den Tag legen.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CFOworld. (mhr)