Ratgeber Storage

10 Tipps zur NAS-Auswahl

18.11.2011 von Ariane Rüdiger
NAS-Systeme für kleinere Unternehmen unterscheiden sich auf den ersten Blick kaum. So finden Sie das passende System.

NAS-Systeme für kleinere Unternehmen unterscheiden sich auf den ersten Blick kaum. So finden Sie das passende System.

von Ariane Rüdiger (freie Journalistin in München)

Iomega StorCenter
Foto: Iomega


Unstrukturierte Daten wie Bilder, E-Mail-Anhänge, Dokumente und Ähnliches machen heute den Löwenanteil des Datenwachstums in Unternehmen aus. Gespeichert werden solche Informationen in der Regel auf NAS-Systemen. Kaum ein Unternehmen kommt heute in seiner Storage-Strategie ohne Network Attached Storage aus. Wer eine hochkomplexe Infrastruktur mit entsprechenden Datenvolumina betreibt, wird meist bei einem der großen Anbieter – EMC, Netapp, Oracle/Sun, HP, IBM oder Fujitsu – landen. Doch Firmen, die so viel nicht brauchen, können unter vielfältigen NAS-Produkten wählen, die sich auf den ersten Blick kaum voneinander unterscheiden. „Doch wer genau hinsieht, findet eine ganze Menge Differenzierungsmerkmale“, sagt Bernd Widmaier, Vertriebsleiter
beim Storage-Distributor Starline.

Tipp 1: Erfahrungen mit vorhandenen NAS-Systemen nutzen

Wer auf der Suche nach einer kleineren NAS-Lösung ist, sollte zunächst sehr nahe liegende Faktoren berücksichtigen: Gibt es zum Beispiel bereits andere NAS-Systeme im Unternehmen und welche Erfahrungen wurden mit diesen gemacht? Sind welche vorhanden und arbeiten diese zufriedenstellend, ist es sinnvoll, auch beim anstehenden Kauf auf Produkte desselben Herstellers zurückzugreifen. Denn je weniger Hersteller im Haus sind, desto weniger unterschiedliche Support- und Wartungsverträge sind zu bezahlen. Auch die Bedienung des neuen Systems dürfte der des alten gleichen oder zumindest ähneln, so dass innerbetrieblicher Wissenstransfer möglicherweise teure Schulungen spart.

Wer bisher vor allem mit einem speziellen Systemhaus oder IT-Partner zusammenarbeitet, sollte die NAS-Systeme in dessen Portfolio vorrangig in Erwägung ziehen, sofern sie technisch die gestellten Aufgaben erfüllen. Denn erstens kann man bei einem etablierten Partner, zu dessen Stammkunden man gehört, eher mit Entgegenkommen bei Preisen und Service rechnen. Und zweitens müsste man ansonsten erst wieder nach einem weiteren Partner fahnden, der genauso gut und zuverlässig ist – bekanntlich ein aufwändiges Unterfangen.

Tipp 2: Storage-Kapazität planen

Natürlich gibt es neben diesen Opportunitätsgesichtspunkten eine Fülle technischer Aspekte, die zu beachten sind, wenn Anwender und Administratoren anschließend mit ihrem NAS-System zufrieden sein sollen. Wichtig ist zunächst, welche Kapazität benötigt wird. Ein NAS-System wird in der Regel über drei bis fünf Jahre abgeschrieben. Um nicht Geld zu verschenken, sollten seine Erweiterungskapazitäten ausreichen, um das Datenwachstum der Abteilung oder der Niederlassung, wo es steht, in dieser Zeitspanne zu verkraften. Diesen Aspekt müssen IT-Verantwortliche vor der Anschaffung unbedingt analysieren.

Weitere Fragen im Zusammenhang mit der Kapazität sind: Wieviele und welche Festplatten gehören zum Lieferumfang, wie viel Erweiterungsplatz bietet das Gehäuse? Ist es möglich, weitere Einheiten mit dem Erstsystem zu verbinden, so dass sich ein logisches Gesamtsystem mit einheitlicher Verwaltung ergibt? An Overlands Snapserver N2000 zum Beispiel können bis zu fünf Erweiterungseinheiten angeschlossen werden. Lässt sich die existierende Festplattengeneration später unkompliziert gegen eine neue mit größerer Kapazität austauschen? Lassen sich Festplatten ohne Betriebsunterbrechung auswechseln, wenn sie defekt sind (Hot Swap), wie bei Buffalos Terastation und vielen anderen Systemen? Platz auf der Platte spart es, wenn Systeme selbsttätig Dubletten beseitigen, was etwa Transtecs NAS & iSCSI-Storage-Server oder die RapidNAS-Systeme von N-Tec tun. Früher oder später wird die feingranulare Deduplizierung unterhalb der Dateiebene auch bei NAS-Systemen der niedrigeren Preisklasse Einzug halten.

Tipp 3: CPU, RAM und Anschlüsse entscheiden über die Leistung

Doch die Kapazität kann nur so gut und schnell genutzt werden wie es der integrierte Prozessor zulässt. Ob ein System mit einem Quad- oder Single-Core-Prozessor betrieben wird, macht einen großen Unterschied in der Leistungsfähigkeit aus.

Auch die Kapazität des Arbeitsspeichers im Gerät ist wichtig: Ist er zu klein, kann er bei umfangreichen oder parallelen Abfragen schnell zum Flaschenhals werden, der die Arbeit der Gesamtlösung erheblich verlangsamt. Je größer das Speichersystem, desto größer sollte natürlich auch der Arbeitsspeicher sein. In professionellen Systemen sollte mindestens 1 GB Arbeitsspeicher stecken. Hilfreich sind auch Angaben zur Datenrate, wobei man hier prüfen muss, auf was sie sich genau beziehen.

Zahl und Geschwindigkeit der Schnittstellen entscheiden darüber, wie viele Anwender ein NAS-System gleichzeitig verwenden können, ohne sich gegenseitig auszubremsen, und wie schnell Daten beim Anwender sind. Natürlich muss auch die LAN-Infrastruktur genügend Bandbreite bieten, damit sie bei vielen Speicherabfragen nicht in die Knie geht. Das Minimum für leistungsfähige NAS-Schnittstellen ist heute Gigabit Ethernet, schneller geht es mit 10 GBit/s. Daneben ist es günstig, wenn ein Gerät ein E-SATA-Interface hat. Dann lassen sich nämlich direkt ans NAS weitere Speicherkapazitäten über ein maximal zwei Meter langes Kabel anschließen und über das NAS-System mitverwalten. Auch USB-Ports erhöhen die Flexibilität eines NAS-Systems erheblich, an sie lassen sich zum Beispiel Drucker anbinden.

Tipp 4: Reines NAS oder Kombilösung?

Schon im Vorfeld sollte man sich darüber Gedanken machen, ob tatsächlich nur unstrukturierte Daten auf dem System gespeichert werden. Möglicherweise ist es, zum Beispiel bei Abteilungssystemen, durchaus sinnvoll, kleine Datenbanken auf einem Bereich im NAS-System vorzuhalten. Dann muss die Lösung aber entsprechende Schnittstellen und Verwaltungsmechanismen haben, sprich neben den üblichen Gigabit-Ethernet-Schnittstellen auch ein iSCSI-Target in Hard- oder Software. Hardwarelösungen sind in der Regel schneller, weil Softwarelösungen unter Umständen den Prozessor mit zusätzlicher Arbeit belasten.

Jedes NAS-System besteht heute im Grunde aus einem speziellen Rechner mit Betriebssystem und Speicherkapazitäten. Wenn das NAS-System in einer reinen Windows-Umgebung eingesetzt werden soll, kann es sich lohnen, beim NAS auf den etwas teureren Windows Storage Server 2008 R2 zu setzen, ansonsten tun es auch die weit verbreiteten Linux-Systeme.

Natürlich spielen auch die Protokolle und Filesysteme eine wichtige Rolle. Nützlich sind zum Beispiel http, FTP und eine der sicheren FTP-Varianten für den Filetransfer, die Unterstützung der Filesysteme SMB (Server Message Block)/CIFS (Common Internet File System), NTFS (Windows NT) und NFS (Network File System, Sun). Wenn Apple-Systeme auf den NAS-Speicher zugreifen sollen, ist es unverzichtbar, dass auch AFP (Apple Filing Protocol) unterstützt wird. Sinnvoll ist auch IPv6, denn die Migration auf diese Version des IP-Protokolls ist wegen Adressknappheit im Internet früher oder später unvermeidlich.

Tipp 5: Einfache Bedienbarkeit ist Trumpf

Weil gerade Mittelständler oft keine Zeit für aufwändige Lernphasen haben, sollten NAS-Systeme besonders einfach bedienbar sein. Am praktischsten ist es, wenn die Steuerung über eine Web-Benutzeroberfläche läuft und auch aus dem Hintergrund stattfinden kann. Dann kann der Administrator in der Zentrale gleichzeitig mehrere NAS-Systeme in unterschiedlichen Abteilungen oder Niederlassungen verwalten. In sehr kleinen Firmen mit entsprechend knappen IT-Personalressourcen sollte die Bedienung möglichst sogar durch IT-Laien erfolgen können, am besten mit einer gewissen Fehlertoleranz.

Tipp 6: Vorsicht bei Backup-Software

Ausdrücklich muss man davor warnen, die gelegentlich mitgelieferte Backup-Software für professionelle Zwecke einzusetzen. „Oft handelt es sich um abgespeckte Versionen, die für einen professionellen Einsatz viel zu wenige Funktionen liefern“, sagt Katharina Stadler, auf NAS spezialisierte Technikerin bei Thomas Krenn. Vielmehr ist es sinnvoll, auf die Nutzung der kostenlosen Add-Ons komplett zu verzichten, sofern bereits eine Backup-Lösung vorhanden ist, und stattdessen diese zu verwenden. Ist das nicht der Fall, sollte man zumindest den Erwerb einer profitauglichen Vollversion des Backup-Produkts erwägen, auch wenn das zusätzlich kostet. Zum Thema Sicherheit gehören auch die unterstützten RAID-Level. Am besten ist es, wenn das System dem Anwender hier möglichst freie Wahl lässt, also möglichst viele Varianten unterstützt.

Tipp 7: Snapshot-Funktionen prüfen

Weitere Maßnahmen gegen Datenverluste und unerlaubte Zugriffe sind bei professionellen Systemen unverzichtbar. Standardmechanismus gegen Datenverlust ist bei NAS-Systemen heute der Snapshot, bei dem im laufenden Betrieb ohne Arbeitsunterbrechung eine Momentkopie der Daten auf Festplatte gezogen und gegebenenfalls später auf ein für langfristige Speicherung gedachtes Backup-Medium übertragen wird. Je wichtiger Daten sind und je häufiger sie sich verändern, desto häufiger sollten Snapshots gezogen werden können. Wie kurz die Abstände zwischen den einzelnen Snapshots sein dürfen (Granularität), ist ein wichtiges sicherheitsbezogenes Qualitätsmerkmal von NAS-Systemen. Manche Systeme erlauben sogar, per Knopfdruck Archivkopien an ein RZ zu schicken (zum Beispiel Netgear ReadyNAS) oder auf ein baugleiches System zu replizieren.

Tipp 8: Automatische Verschlüsselung

Gegen Ausspionieren schützt die automatische Verschlüsselung der gespeicherten Daten. Cisco bietet zum Beispiel in seinen NAS-Systemen die Verschlüsselung mit 256-Bit-AES (Advanced Encryption Scheme), einem recht leistungsfähigen Algorithmus, an. Nexentastor, eine auf Linux-Software basierende Lösung des Nexenta-Projekts (www.nexenta.org), die von Thomas Krenn vertrieben wird, setzt auf das Filesystem ZFS, das die Datenintegrität von Ende zu Ende sicherstellt.

Tipp 9: Welche Add-ons brauchen Sie wirklich?

Fraglich ist, ob und welche Zusatzfunktionen sinnvoll und notwendig sind. Beispiele für solche Funktionen sind integrierte Mediaserver, Druckerserver oder Anschlussmöglichkeiten für Überwachungskameras, wie sie etwa Iomega bei seinen Storcenter-Systemen anbietet. Sogar iTunes-Server sind verfügbar, beispielsweise bei Ciscos oder LGs Lösung. LG integriert außerdem einen Bluray-Brenner und einen 4-in-1-Kartenleser ins NAS-Gehäuse. Was davon im professionellen Einsatz notwendig oder sinnvoll ist, kann nur der einzelne Anwendungsfall erweisen.

Ein Anschluss für Überwachungskameras ist zum Beispiel sinnvoll, wenn das NAS-System im Rahmen einer Sicherheitsanwendung zur Überwachung des Firmengebäudes oder von Fabrikationsanlagen eingesetzt werden soll, weil der Bildspeicher dann in der Nähe der Kamera angebracht werden kann und keine zusätzliche Übertragungskapazität benötigt wird. Für einen funktionsfähigen und leistungsstarken Mediaserver sind nicht nur bildinteressierte Privatanwender dankbar, sondern auch Werbeagenturen, die viel mit Bild- oder audiovisuellen Materialien arbeiten. Gerade in kleinen Abteilungen können ein ins NAS integrierter Druckerserver und ein direkt oder übers LAN angeschlossener Drucker dazu beitragen, den Gerätebedarf zu verringern.
Andere Hersteller verzichten lieber auf solche Add-Ons, schließlich bedeuten sie mehr Entwicklungsaufwand und machen das System komplexer, was auch bedeutet, dass eine solche Lösung in der Regel fehleranfälliger ist.

Tipp 10: Hardware- oder Software-NAS?

Natürlich stellt sich auch die Frage, ob überhaupt ein NAS-Komplettprodukt mit Hard- und Software aus einer Hand benötigt wird. Denn als Alternative gibt es heute eine Reihe von Lösungen, die im Prinzip jeden Server in ein NAS-System verwandeln können. Beispiele für Anbieter derartiger Produkte sind Open-E und Nexenta. „Softwaresysteme bieten den Vorteil, dass man einfache RAID-Systeme benutzen kann, mit denen viele Anwender bereits Erfahrung gesammelt haben und sich daher gut auskennen“, erklärt Janusz Bak, technischer Leiter von Open-E. Geschlossene NAS-Systeme hätten dagegen oft proprietäre Elemente, die erhebliches Dazulernen nötig machten. Hinsichtlich der Kapazitäten lassen Softwarelösungen heute kaum noch Wünsche offen.

Egal ob Hard- oder Software: Auf die Garantiedauer zu achten, sollte niemals vergessen werden. Idealerweise stimmt sie mit der Nutzungsdauer des Systems überein, läuft also mindestens drei Jahre. Hier notfalls etwas auf den Standardleistungsumfang aufzusatteln kann sich im Fehlerfall auszahlen. Denn bei fehlender Garantie ist guter Rat in der Regel teuer. (wh)

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