Die CP-Querschläger - Kolumne

Low-Code – wir basteln uns ein ERP!

Der CP Querschläger ist seit 26 Jahren ein fester Bestandteil von ChannelPartner. Regelmäßig berichtet unser Autor über das, was einem kleinen Reseller in der großen ITK-Landschaft widerfährt. Manchmal überspitzt, aber immer auf den Punkt gebracht. Der Querschläger lebt und arbeitet als Fachhändler in Rheinland-Pfalz.
Dieses Mal beschäftigt sich der CP-Querschläger mit Programmierarbeit. Was er von den "modernen" Low-Code-Werkzeugen hält.
Lässt sich ERP-Software mittels Low-Code-Werkzeuge entwickeln? Der CP-Querschläger hat da seine Zweifel.
Lässt sich ERP-Software mittels Low-Code-Werkzeuge entwickeln? Der CP-Querschläger hat da seine Zweifel.
Foto: Diki Prayogo - shutterstock.com

Nach Sprachen, Objekten, Modulen und Code-Fragmenten ist nun die Entwicklungsumgebung nach dem Prinzip Low-Code und No-Code in aller Munde. Mit diesen Plattformen, die eigentlich eher App-Baukästen sind, sollen laut "Experten" in den nächsten zwei bis drei Jahren rund zwei Drittel aller Anwendungen entstehen. Allerdings muss dabei der Schwerpunkt auf der Digitalisierung unkritischer Unternehmensabläufe liegen, denn für komplexe oder sicherheitsrelevante Aufgaben taugt Low-Code nicht, da wird "echte" Programmierarbeit gebraucht.

Dass gerade jetzt das "Selbstprogrammieren" von ERP- und Analyse-Anwendungen so aktuell wird, liegt auch an der Coronakrise, deren Auswirkungen das Fehlen von IT-Experten und den Anstieg der IT-Kosten verstärken. Per "Citizen Development" sollen die Unternehmen ihre Apps nun einfach selbst erstellen - auf Basis vorproduzierter Module. Die Anbieter dieser Modul-Plattformen schwärmen natürlich begeistert von Einsparungen bei Personal und Entwicklungszeit auf Kundenseite - bei eigenem Profit.

Neu ist das Ganze aber nun wirklich nicht, neu ist nur der Hype. Im Prinzip kann jeder Wordpress-Home-Page-Bastler auch ein Low-Code-Profi sein, denn genau das beschreibt die Funktion des Systems. Es werden vorgefertigte Module zu einer Anwendung verknüpft. Vom E-Mail- oder Anmeldeformular über die Datenbank bis zum Media-Player ist alles vorhanden. Dazu kommen Apps für Datensicherung, Statistik und Formulare aller Art. Noch ein wenig Buntes und Corporate Identity dazu - fertig ist die "individuelle" Anwendung.

Aus einem Homepage-Baukasten eine richtig funktionierende Unternehmenssoftware zu basteln, ist dann allerdings ein ganz anderes Kapitel. Denn im Gegensatz zu einer Bildergalerie im WWW sind Faktura, Buchhaltung oder Kundendatenbank nicht mehr unkritisch. Kommt dazu noch eine Cloud-Anbindung ins Spiel, sollten die Verantwortlichen sehr genau darauf achten, von wem die Apps sind und was sie sonst so treiben, wenn die hauseigenen IT-Spezialisten endgültig eingespart wurden.

Mein Fazit: Es gilt die alte Lego-Weisheit: Je einfacher ein Baukasten ist, umso schneller kommt man an dessen Grenzen. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren IT-Experten.

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der ChannelPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz. Alle Kommentare des CP-"Querschlägers" finden Sie im "Querschläger"-Archiv.

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